Frauenleben in Aurich in der Kriegs- und Nachkriegszeit                ... und das Leben ging weiter


Die Bilder mit Seitenangabe stammen aus dem Buch, Frauenleben in Aurich in der Kriegs- und Nachkriegszeit. Es wurde verlegt vom Waartberg Verlag GmbH & Co.KG., in 34281 Gudensberg-Gleichen und herausgegeben vom Historischen Museum Aurich.

Wir möchten damit eine Brücke schlagen zu der Dokumentation von Reiner Alberts, Ende des Zweiten Weltkrieges in Aurich.

Nach dem Krieg wurde die Landwirtschaft bedeutsam und viele Frauen leisteten sehr wichtige Beiträge für ihre Familien; aber auch für die Bevölkerung.

Die Bilder, die die "Buurkeree"  beschreiben, wurden in dem Buch auch dokumentiert. Bitte klicken.

Das Buch wird im Menüpunkt "Geschichtliche Beiträge" demnächst hochhgeladen (Es ist im Handel nicht mehr erhältlich).

Das Dokument sollte allgemein bekannt werden.
Man kann das Wirken der Frauen während und nach dem Krieg nur hochachten.

Es ist absolut beeindruckend.

- Die Auswahl der Bilder war zufällig.

- Heyo Onken hat für die Bilddateien die Texte geschrieben.

 


Gretje Schmidt heiratete 1891 den Schuhmacher Lukas Mennen Janssen aus Victorbur.

 

Sie bekamen fünf Kinder. Sie trug auch zum Lebensunterhalt bei, indem sie für umliegende Landwirte wöchentlich Besorgungen erledigte.
Dabei trug sie zwei große Körbe mit einem Joch (Jück) über beide Schultern.
Darin brachte sie geschlachtete Hühner und Eier zu den Geschäftsleuten nach Emden. Außerdem lieferte sie Wäsche zu den Wäschereien und brachte auf dem Rückweg Schuhe zur Reparatur für ihrem Mann nach Hause.   
Ihren Lebensunterhalt bestritt die Familie als Selbstversorger mit einem großen Garten und einer kleinen Tierhaltung mit Ziegen und Hühnern sowie Aushilfsarbeiten bei Landwirten durch Näharbeiten.  Entlohnt wurde sie mit belegten Broten, Buttermilchbrei und Bargeld. Im Alter erhielt sie von der Gemeinde eine kleine finanzielle Unterstützung.

 


Marie Block aus Aurich besuchte von 1931 bis 1937 die höhere Töchterschule, später Mittelschule. Von anfänglich 42 Schülern machten nur 19 den Abschluss. Danach besuchte sie die einjährige höhere Handelsschule in Emden. Dafür konnte sie täglich den Zug benutzen.
Danach folgte ein Pflichtjahr auf einem großen Bauernhof bei schwerer körper-licher Arbeit.
1942 wurde sie, wie viele jungen Frauen, zum Feuerwehrdienst verpflichtet. In der elterlichen Kohlenhandlung konnte sie ihre Kenntnisse einsetzen.
1948 heiratete sie in das Geschäft der Firma Block in Aurich ein. Zunächst war es ein Handel mit Landmaschinen, später mit Nähmaschinen, Kinderwagen und dann Fahrrädern. Was bis heute existiert. Dank ihrer guten Ausbildung übernahm sie die kaufmännische Leitung.

 

Ingrid Buck geb. Neddersen, Ihre Tochter Iris Horn schrieb ihre Geschichte auf. Ingrid Buck wurde 1913 in Aurich geboren. Als Landarzttochter ging sie ihrem Vater zur Hand und kam in viele Haushalte. Sie besuchte die Höhere Töchterschule in Aurich und in Dresden. Nach einer landwirtschaftlichen Ausbildung studierte sie einige Semester Sport und Gymnastik in Hannover.
1936 heiratete sie den Landgerichtsrat Ernst- August Buck in Aurich. Als Soldat ging er nach einer schweren Infektion erneut an die Front, weil er sich seinem Vaterland verpflichtet fühlte.
Dort ist er nach einer Kopfverletzung gestorben. Wegen unklarer Pensionsverhältnisse arbeitete Ingrid Buck auf einem Bauernhof. Ihre Wohnung in Aurich musste sie nach Kriegsende mit einer Berlinerin und drei Kindern in zwei Zimmern teilen. Das führte zu Uneinigkeiten.
Schließlich erhielt Frau Buck eine Pension und konnte sich eine eigene Wohnung leisten. Trotzdem wollte sie arbeiten. Als ihr Vater Testamentsvollstrecker für den Nachlass der Familie de Pottere wurde, ordnete sie mit ihm den Nachlass für die Ostfriesische Landschaft. 
Später nahm sie an einem Heimatpflegerkurs teil. Daraus erwuchs eine volkskundliche Arbeitsgruppe, in der sie mitarbeitete. Nach der Wahl zur Landschaftsrätin übernahm sie die Leitung der Volkskundegruppe. Mit ihrer Arbeit kam sie zu großem Ansehen.

 


Marie Rodenhauser geb. Sippel. Ihre Tochter Theda Klüver berichtet.

 

Meine Mutter, geboren 1896 in Bad Soden- Allendorf, besuchte die Handelsschule. Als im Krieg Krankenschwestern gesucht wurden, ging sie 1915 /1916 nach Berlin als Rote- Kreuz- Schwester.
Die Versorgungslage war nach dem Krieg in Berlin sehr schlecht. Die Familie erkrankte an einer Grippe, ihr Mann verstarb.
Aus der Notlage entschied sie, Mitte 20, mit ihren beiden Kindern zum Elternhaus zurückzukehren. Dort baute ihr Vater ein Kindererholungsheim auf. Als der verwitwete Auricher Superintendent Rodenhauser eins seiner Kinder ins Erholungshaus schickte, entschieden sich meine Mutter und Herr Rodenhauser zu heiraten und gründeten eine Großfamilie mit fünf Kindern, zu der ich als sechstes noch dazu kam.
Als 1945, nach dem Zweiten Weltkrieg, die Kanadier das Pfarrhaus der reformierten Kirche besetzten, fanden wir drei in der Nähe ein Zimmer. Die älteren Geschwister waren bereits außer Haus.
Als wir wieder ins Pfarrhaus zurückdurften, lebten dort bereits drei fremde, gestrandete Familien. Es war sehr eng. Im Hinterhaus musste versetzt gekocht werden.
Ich erinnere mich, als die Synagoge brannte und mein Vater die SA- Leute anschrie, das Feuer zu löschen anstatt die umliegenden Häuser zu bespritzen. Wir waren in Sorge wegen der unvorsichtigen Äußerungen, hatten aber die gleiche Einstellung zur Politik. Nur mein Bruder, der eine militärische Ausbildung hatte, stand zum Regime. Er wurde 1945 als U-Boot Kommandant im Atlantik als verschollen gemeldet.    Seite 36   

 


Luise Schapp, geborene Groeneveld, wurde 1912 in Bunde geboren. Ihr Vater war Landwirt. Es war noch die Kaiserzeit, doch der Erste Weltkrieg ließ schlechte Zeiten erahnen. Junge Männer wurden zur Wehrmacht einberufen.  Es wurden Lebensmittelkarten verteilt und in die Häuser wurden Zollbeamte geschickt, um zu kontrollieren, ob Speck und Schinken gehortet und versteckt wurde. Bei den Stadtbewohnern fehlte es bald an Lebensmitteln, wie die Herstellung von Marmelade aus Steckrüben erwies. Wo gestohlen wurde, waren es nicht die Wertsachen, sondern Lebensmittel.
Während der Weimarer Republik besuchte Luise Groeneveld die Oberschule in Leer. Sie fiel auf durch ihr leichtathletisches Talent und wurde besonders gefördert. Sie bestritt Meisterschaften erfolgreich und wurde in Bremen als Mädchen vom Moor bezeichnet.

Ihr Wunsch, Jura zu studieren, konnte nicht erfüllt werden, weil das Geld fehlte. So machte sie eine Ausbildung zur Wohlfahrtspflegerin. Nach mehreren Stationen wurde sie Heimleiterin in Hinterpommern.
Wegen einer Erbangelegenheit kam sie in das Büro von Rechtsanwalt Dr. Schapp in Aurich. Da lernte sie Anwalt und Notar Dr. Wilhelm Schapp kennen, den sie heiratete.  Er ermöglichte es ihr, Jura zu studieren. Nun konnte sie mit ihrem Mann als Anwältin und Notarin in der Kanzlei ihres Mannes tätig zu sein.
Sie bekam zwei Söhne, wurde CDU- Mitglied und über viele Jahre im Stadtrat in Aurich tätig. Dort konnte sie viel bewegen, was ihr Ansehen stark förderte und in guter Erinnerung blieb.  Seite 50

 


Elisabeth Stehle, geb. Teuber, Gretchen
von Aswege, und Heinrich im Fronturlaub.

Elisabeth war während und nach dem Krieg als sog.

Vertriebene der Fam von Aswege am Langerack zugewiesen.

Elisabeth und Gretchen waren gute Freundinnen und mochten sich gerne.

Elisabeths Schwester wohnte bei Familie Schapp in Aurich Oldendorfer Fehn.

Es ist geplant, einen Zeitzeugenfilm via Zoom mit Elisabeth aufzunehmen.


Anneliese Gleich, geborene Witte. Nach ihrer Flucht aus Schwedt an der Oder im Landkreis Uckermark kam sie nach Aurich. Sie mussten ihre Heimat 1945 unter schrecklichen kriegerischen Bedingungen verlassen.
Tiefflieger hatten die Kirche getroffen, viele Häuser zerstört und Eltern getötet. Weinende Kinder irrten in Nachtkleidern auf den Straßen, die von unbekannten Personen mit fliehenden Gespannen mitgenommen wurden.
Mit 124 Fuhrwerken zogen sie in Richtung Nordwesten. Anneliese Witte lenkte ein Gespann zusammen mit einem 16jährigen Weißrussen.  Alte und Kranke fuhren mit, andere gingen zu Fuß nebenher. Sie hatte als 19jährige große Verantwortung übernommen und litt mit den Frauen, die ihre Kinder durchbrachten oder für Gestorbene ein letztes Plätzchen des Friedens schafften.
Herr Gleich fuhr mit dem Autotreck. In Dassau kamen sie kurzfristig in Gefangenschaft der Amerikaner. In Selmsdorf, am 7. Mai, war die nächste Rast.  Sie suchte ihren Vater, der dem Volksturm angehörte. Sie wollte, dass er mitkam, aber er durfte nicht. Dann hieß es „der Russe kommt“. In Gnissau fand man sich wieder. Auf Schildern des Auto- und Pferdetrecks stand: „Schwedter hier melden“.
Über einen Seitenarm der Trave wurden sie nach Ahrensböck gebracht. Sie erinnert sich: als Postangestellte bekam ich keine Arbeit, deshalb transportierte ich Holz. Ich hatte viele Freunde, meinen Cousin Gustav und auch Wilhelm Gleich.
Gustav war in 1945 in Berlin inhaftiert. Als ich einen Freund fragte, mich zu begleiten um Gustav zu besuchen, lehnte er ab. Ich fragte Wilhelm, der begleitete mich. Es war für mich als BDM Führerin schwer eine Besuchserlaubnis zu bekommen. Für eine Sprecherlaubnis von 10 Minuten mit Gustav, musste sich Wilhelm bereit erklären, an die Ostfront zu gehen.
Wir gaben uns das Jawort. Ich fühlte mich verpflichtet, mich um seine Eltern zu kümmern.  Nach einem mehrtägigen Aufenthalt kamen wir am 4. Oktober 1945 in Aurich an und bekamen dort eine Unterkunft. „Endlich wieder ein Dach über dem Kopf“. Wir fanden Arbeit für Pferd und LKW, fuhren Torf und was sonst anfiel.
Im Februar 1946 habe ich Wilhelm unter ärmlichen Verhältnissen geheiratet. Ich lernte Speditionskauffrau, machte den Führerschein Klasse 2, ging mit drei Männer zum Torf Stechen ins Moor und nähte Arbeitskleider.
1949 kauften wir auf dem Ellernfeld eine Baracke und bauten unser Fuhrunternehmen mit alten Fahrzeugen auf. Um Aufträge zu bekommen, habe ich Klinken geputzt.
Wir bauten eine Speditions-Linie für Transporte nach Oldenburg, Bremen, Hamburg und Brake auf.  Wir hatten eine neue Heimat gefunden, und ich sorg
te für Aufträge.   Seite 45      


Gesche Buss

Das Grundstück der Familie Buss in Felde lag niedriger als die anderen Grundstücke. Regnete es sehr stark, wie im Jahre 1962, gab es Überschwemmungen. In die Gebäude und sogar in das Wohnhaus lief Wasser, was mit Eimern und Wischlappen wieder entfernt wurde.

Alle halfen mit und die jüngsten Familienmitglieder nutzten das Wasser zur Abkühlung.                                                    Seite 66


Kolonnenführerin der Auricher Bohnen- pflückerinnen "Fräulein Groee" mit Kindern des Landbesitzers Sassen.

Viele Familien stellten Land unter Vertrag, auf dem dann Erbsen, Bohnen, Spinat und anderes angesät wurde. Zur Ernte kamen Pflückerkolonnen. Während die Eltern pflückten, spielten die Kinder am Feldrand.

Auch für die Kinder der Familie Sassen war die Ernte ein großes Ereignis. Sie halfen eifrig mit.                Seite 66


Alice Eckhoff

Nach dem Krieg waren viele Familien auf dem Lande Selbstversorger. Man hatte einen eigenen Garten und hielt sich einige Tiere, um selber Gemüse und Fleisch zu haben.

Die Verarbeitung und Zubereitung waren Aufgaben der Frauen.                 Seite 71