Nachruf zu Heyo Duis Schapp (1941-2023)

 

Am 14. November 2023 ist Heyo Schapp von uns gegangen. Er hinterlässt im Fehnmuseum Eiland eine besondere Lücke.

 

Als das Fehnmuseum 1991 gegründet und aufgebaut wurde, haben die damaligen Mitglieder entschieden, die Geschichte der Familie Schapp aus Mittegroßefehn im Museum zu dokumentieren, stellvertretend für andere Fehntjer Familien. Dafür stellte Heyos Vater, Dr. Hans A. Duis Schapp, ehemals Arzt in Timmel, aus seiner umfangreichen Sammlung Dokumentationsmaterial zur Verfügung. Es ging darum, die Fehntjer im Museum erfahrbar zu machen als die, zu dem sie geworden waren: tüchtige Siedler, Schiffseigner, Reeder, Seefahrer und Kapitäne auf großer Fahrt mit tüchtigen Frauen an ihrer Seite.

 

Vor diesem familiären Hintergrund ist es verständlich, dass Heyo nach seinen Berufsjahren nach Ostfriesland wieder zurückkehrte. Er hatte in Timmel die Volksschule besucht und anschließend am Ulricianum in Aurich sein Abitur abgelegt. Die Entscheidung, als studierter Bauingenieur bei der Bundeswasserstraßenverwaltung unterkommen zu wollen, hatte etwas mit der Geschichte seiner Familie zu tun gehabt. Wenigstens am Rande wollte er etwas mit der Schifffahrt zu tun haben. Er erklärte es so: „Mein Interesse in dieser Richtung war geweckt worden durch meinen Vater, der sich noch sehr mit unserer Familiengeschichte als Fehnsiedler in Großefehn beschäftigte, die über viele Generationen zurück mit der Seefahrt und dem Schiffbau zur Zeit der Segelschifffahrt verbunden war.“

 

Seine selbst gewählte Rückkehr im Jahr 2004 nach einer erfolgreichen Berufszeit zurück nach Ostfriesland, nach Aurich, in das Haus seines Vaters, beschrieb Heyo so: „Und da begann für mich die Zeit, meine Identität als Buten-Ostfriese abzulegen und wieder zum eigentlichen Ostfriesen zu werden. Und dazu war … die Gelegenheit auch genau richtig, um im gerade gegründeten Verein Fehnmuseum Eiland in Westgroßefehn Mitglied zu werden. Meine Vorfahren väterlicherseits waren ja von Lübbertsfehn auf eine neue und größere Fehnstelle am Langen Rack umgezogen.“  Zu seiner Entscheidung, wieder richtiger Ostfriese zu werden, ermunterten ihn damals Freunde und Siegfried Lüderitz, 1. Vorsitzender des damals gerade neu gegründeten Vereins Fehnmuseum Eiland.

In 2008 wurde er dann in diesem Verein zum Schriftführer gewählt. Dieses Amt bekleidete er bis 2020 und füllte es in großartiger Weise aus. Protokolle anfertigen kannte er durch seinen Beruf. Und er verstand es bestens, die Sachverhalte schnell zu erfassen und gut formuliert zu Papier zu bringen. Zu seinem Leidwesen machte ihm seine Augenkrankheit (Makula-Degeneration) immer mehr zu schaffen, so dass er in 2020 um Entbindung von diesem Amt bat. Es war nicht leicht, eine Nachfolge zu finden. Aber mit Helena Vitsios gelang es uns. Auch sie hat es in ihrem Berufsleben mit Protokollen und Berichteschreiben zu tun. Ein Glücksfall. So konnte Heyo gut loslassen.

 

Aber Heyo hat sich außerdem in viele andere Bereiche im Fehnmuseum hineingekniet. In 2008 stand es an, die Schrifttafeln im Fehnmuseum neu zu konzipieren. Die Gemeinde Großefehn hatte eine große Summe dafür bereitgestellt. Da ich 2007 aus meinem Berufsleben ausgeschieden war, stieß ich gerade zu dem Zeitpunkt zum Museumsverein.  

So ergab es sich, dass Herr Lüderitz, der die alten Texte mit verfasst hatte, mit Heyo und mir eine Arbeitsgruppe bildeten, um die Texte der Zeit anzupassen. Einmal die Woche trafen wir uns bei einer Tasse Tee und gingen die Texte durch. Ich verstand eigentlich nur etwas von der neuen Rechtschreibung, die beiden anderen aber viel vom Inhalt. Fast ein halbes Jahr saßen wir Woche für Woche beisammen, rangen um die Formulierungen, um die Anordnung, die Grammatik und die neue Rechtschreibung. Rewert Schoone aus Ostgroßefehn setzte alles um. Und so stehen die Tafeln heute noch im Fehnmuseum Eiland und werden von eifrigen Besuchern gelesen.

 

Gewöhnt, uns einmal die Woche zu treffen, fingen Heyo und ich an, uns andere Museen anzusehen, um uns schlau zu machen, was wir noch alles machen könnten. Besonders aufschlussreich war der Besuch bei Axel Heinze im Museum „Leben am Meer“ in Esens. Davon angeregt, nahmen Heyo und ich an zwei Kursen zur digitalen Inventarisierung teil. Wir konnten dann Hanneke Willenbring gewinnen, ehrenamtlich zu beginnen, unseren Bestand zu inventarisieren.

 

Der 1. Vorsitzende Siegfried Lüderitz war inzwischen verstorben. Nach zwei Nachfolgern übernahm ich 2011 den Vorsitz im Verein. Heyo und ich überzeugten den Vorstand, dass wir mit Fördergeldern unser Museum „aufhübschen“ müssten. Als Unterstützerin suchten wir uns eine Museumsberaterin. Viel Geld konnten wir dafür nicht aufbringen. Mit einem kleinen Budget beriet uns damals in exzellenter Weise Etta Bengen aus Oldenburg. Noch heute haben wir nicht alle ihre Vorschläge umgesetzt.

 

Und immer war Heyo mitten drin. Er hatte seine Freude an der Mitarbeit, am Ausarbeiten der Ideen, um uns zu einem wirklichen Museum zu machen, mit Logo, mit Flyer, mit gut ausgearbeiteten Führungen. Sein Wissen war ein kleiner Schatz. Und handwerklich brachte er sich auch mit ein. Seine verbesserten Beistelltischchen leisten uns noch heute bei den Zeitzeugenfilmen gute Dienste, wenn die vorhandenen Tische bei großem Andrang nicht ausreichen. Und die Moorschuhe stehen immer noch auf dem von ihm gebauten Bord unter den Texttafeln.

 

Und dann fing Heyo an, seine Bibliothek auszusortieren. Ein Großteil ging an das Fehnmuseum und ist in die Fehnbibliothek eingefügt worden. Seine gespeicherten Daten zu den Fehnen und zum Fehnmuseum sowie seine gut sortierten Aktenordner dazu erhält auch das Fehnmuseum. So hat es Heyo verfügt. Dafür danken wir ihm.

 

Wir nehmen Abschied von einem guten Freund, der unsere Arbeit im Fehnmuseum Eiland lange Zeit mitgeprägt hat. Wir werden ihn nicht vergessen.