Timmel. Ein kleiner Junge zog vor mehr als 250 Jahren durch seine Worte die Gläubigen in Timmel in seinen Bann, als er ohne Unterlass von der Güte und Gnade Gottes redete und alle ermahnte, von ihren Sünden abzulassen und sich zu bekehren.
Im Bewusstsein der älteren Kirchenmitglieder spiele der neunjährige Jonas Eilers heutzutage immer noch eine Rolle, er gehöre einfach zur Timmeler Geschichte dazu, berichtete Christoph Schoon, Pastor der Timmeler Petrus- und Paulus-Kirchengemeinde, in einem Gespräch mit den Ostfriesischen Nachrichten.
In der Kirche hängt eine Tafel zum Gedenken an Jonas Eilers mit der Inschrift: „ Gedenktafel an das seltene und merkwürdige Gnadenwerk Gottes in dem zehnjährigen Kinde Jonas Eilers, geboren zu Timmel am 26. September 1768 und am 23. Juli 1778 daselbst freudig und selig in dem HErrn entschlafen. Matth. 11 Vers 25: Zu derselben Zeit antwortete Jesus, und sprach: Ich preise dich, Vater und HErr Himmels und der Erde, dass du solches den Weisen und Klugen verborgen hast, und hast es den Unmündigen geoffenbaret “
Da sich heute noch viele fragen würden, was war das für ein Kind, haben der Kirchenrat und Pastor Christoph Schoon sich schon vor langer Zeit dazu entschlossen, Ende März diesen Jahres eine Zusammenfassung über das Leben des Neunjährigen mit in den Gottesdienst einfließen zu lassen, sofern Corona es zulasse; der Entwurf dafür stehe. Dabei sollen unter anderem die Fragen behandelt werden, wie eine solche Geschichte heute in der Moderne gesehen wird und was die Menschen heutzutage mit dem Glauben machen.
„Für moderne Menschen ist die Geschichte von Jonas Eilers eine ganz ungewöhnliche Geschichte. Ich staune darüber, man kann sie nicht richtig erklären, obwohl es immer wieder geistbegabte Menschen gegeben hat“, meinte Christoph Schoon.
Bis zu seinem Tod im zarten Alter von neun Jahren begleitete Jonas Eilers der damalige Timmeler Pastor Rudolph Henrich Taute. Dieser hat seine sorgfältigen Ausführungen über das kurze Leben des Jungen in dem Buch „ Wahrhafter Bericht von dem seltenen und merkwürdigen Gnadenwerk Gottes in einem zehnjährigen Kinde Jonas Eilers, geboren zu Timmel im Jahre 1768, gestorben daselbst im Jahre 1778. Von Rudolph Henrich Taute, derzeit Pastor daselbst. “ zusammengefasst und erstmals 1778 veröffentlicht. Darin ist nahezu alles Wissen über Jonas Eilers zu finden.
Die beiden ersten Auflagen waren innerhalb eines Jahres vergriffen, 1842 erschien eine neue. Eine vierte revidierte Auflage veranlasste im Januar 1881 der damals einzige noch lebende Neffe von Jonas Eilers, J. E. Duis. Sie wurde erstellt in Aurich durch den Druck und Verlag von A. H. F. Dunkmann.
In einem in der Kirche für die Gläubigen und Besucher ausgelegten Faltblatt der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Timmel ist in Kurzform nachzulesen, dass Jonas Eilers der Sohn der Timmeler Hausleute Eilert Jonas und Maria Janssen war. Er ging schon von seiner Geburt an durch viele Leiden. Im ersten Lebensjahr hatte er einen Bruchschaden, danach musste er vor seinem fünften Lebensjahr eine längere schwere Krankheit durchmachen, und vom fünften Lebensjahr an litt er unaufhörlich an allerlei Krankheiten, besonders an „Gichten und hitzigem Fieber“. Er konnte nur kurz die Schule besuchen, lernte aber lesen und wurde –wahrscheinlich vom Ortsgleichen- in religiösen Dingen unterwiesen.
Schon früh erlebte er göttliche Offenbarungen, so dass er –besonders in seiner letzten Lebenszeit- getrieben wurde, seinen Eltern, Geschwistern und den Dorfleuten gegenüber, die ihn hören wollten und ihn oft so zahlreich besuchten, dass viele im Haus keinen Platz fanden und draußen stehen mussten. Dabei redete er nicht wie ein Kind, sondern wie ein in göttlichen Wahrheiten gelehrter, geübter und erfahrener Mann, Zwischen durch betete er und las in Erbauungsbücher. Er wartete sehnsüchtig auf seinen Heimgang und ist in den Armen seiner Mutter und in Gegenwart von Pastor Taute ruhig gestorben.
Dies alles, heißt es weiter in dem Faltblatt, ist bezeugt durch die Pastoren Hagius (Hatshausen) und Rudolf Taute (Timmel). Ersterer hat, während er Pastor Taute im Urlaub vertrat, letzterem in einem Brief u. a. folgendes geschrieben: „Es steht so wohl, dass Timmel Sie und mich und alle anderen Lehrer von Profession eine Zeitlang gut entbehren kann, denn es ist ein großer Prophet unter ihnen aufgestanden, nämlich der Prophet Jonas, der ihrem Timmeler Ninive so die Buße predigt, als ich wenigstens nimmer werde tun können.“
Die Geschichte über Jonas Eilers ist zudem ausführlich in dem 2003 erschienen Buch „Ob eine Brieftaube lesen kann“ -Rudolph Henrich Taute: Bericht über Jonas Eilers- des Kirchenvorstandes Timmel -5. Auflage 2003“ nachzulesen oder in dem Buch „Großefehner Glaubensfeuer –Kleine Kirchengeschichten aus dem Herzen Ostfrieslands“ von Hans-Jürgen Sträter aus Wiesmoor.