Plakat-Kreation zum vergangenen Mühlentag in Spetzerfehn von Jochen Wagner
Mühlen in Großefehn
Pro Jahr werden an der alten Spetze ca. 600 t Getreide vermahlen
Selten in Ostfriesland: Mühle Steenblock arbeitet noch mit Wind in Spetzerfehn (Teil 1)
Von Jochen Wagner
Großefehn/Spetzerfehn. Dieser imposante dreistöckige Galerieholländer mit Windrose und Jalousieflügeln stammt aus dem Baujahr 1886. Die 1961 renovierte Wind- und Motormühle arbeitet aktuell mit einem Schrotgang (1,75m Durchmesser), nutzt dabei Windkraft und einen E-Motorbetrieb. Hinzu kommen ein zerlegter Peldegang (1,5m Durchmesser), ein stillgelegter Feinmehlgang 1,5m Durchmesser) sowie Hammermühle und Haferquetsche. Zum Anwesen gehörte früher eine Bäckerei, die sich im heutigen Müllerhaus befand (Ostfriesisches Mühlenbuch Seite 149). Zudem befinden sich noch diverse Müllereimaschinen und ein seltener eingebauter Elektro-Aufzug im Inneren der Mühle.
Müller ist heute Heye Steenblock, der die Mühle von seinem Vater Theodor Steenblock (2015 gestorben) übernommen hat. Heute werden auf der Steenblock-Mühle jährlich ca. 600 t verschiedenster Getreidesorten zu Tier-Futter vermahlen.
Mühlen-Standort: 26629 Großefehn-Spetzerfehn, Postweg 7 (früher alter Spetz, Tel. 04943/648, Landkreis Aurich, Niedersachsen.
Zur Mühlenhistorie: Unterschiedlichen Quellen zufolge soll am derzeitigen Mühlenstandort bereits 1818 die erste Spetzerfehner Getreide-Windmühle gestanden haben. Sie brannte nach Blitzschlag im 1. Oktober 1885 ab.
Manfred Wittor (Mühlen in Großefehn) zitiert dazu einen Bericht vom 6. Oktober 1885 aus den Ostfriesischen Nachrichten:
„Spetzerfehn, 2. Oktober (1885). Gestern abend überzog unseren Ort ein Gewitter, welches nicht ohne ernste Folgen vorüber gehen sollte. Eine Stunde vor Mitternacht schlug der Blitz in die schöne Windmühle des Andreas Müller und setzte diese sofort in Flammen. Das angränzende Wohngebäude konnte dem verheerenden Elemente erst entrissen werden, als inzwischen um etwa 1 Uhr die Brandspritze von Westgroßefehn eiligst angelangte. Durch die kräftige Leitung des Sprühmeisters, Herrn Gemeindevorstehers Kampen und der angestrengten Thätigkeit der Bedienungs- und Löschmannschaften gelang es, des Feuers in dem Hause endlich Herr zu werden, und weiteres Unglück an den Nachbarhäusern zu verhüten. Die schöne Liegenschaft, welche unserem Orte zur Zierde gereicht, ist einer Ruine gleich, und ist nur zu wünschen, daß sie bald aus der Asche neu hervorgehen möge.“
Dafür wurde 1886 an alter Stelle die heute bekannte Getreidemühle mit neuem Müllerhaus gebaut. Wie damals üblich war die Windmühle mit Segelgattern und Steert ausgestattet. Mühlenbauer war Jürgen Mönk aus Großefehn (Mühlenbauzimmermeister).
Im Laufe der Jahre wurde die neue Mühle modernisiert: Im Jahre 1929 Einbau eines Dieselmotors, ab 1939 Einrichtung eines Elektromotors als Sekundarantrieb. Schließlich wurde der Mühlenbetrieb der Familie Müller 1953 aufgegeben, die Mühle stand still.
Wilhelm Kleeberg (Niedersächsische Mühlengeschichte Seite 341) schrieb zu Beginn der 1960er Jahre zu dieser Mühle: „Der Galerieholländer hat keine Windrose und keine Jalousieklappen mehr. Der Windantrieb ist somit nicht benutzbar.“